Raoul Auernheimer wurde am 15.April 1876 in Wien als zweites von drei Kindern eines Kaufmanns geboren. Seine Mutter, Jenny Büchler, war eine Kusine von Jeanette Herzl, der Mutter von Theodor Herzl.
Nach der Matura im Gymnasium in Döbling und einem Jahr als Freiwilliger beim Militär studierte er Rechtswissenschaften und wurde vorerst Gerichtsreferendar. Er war bereits früh schriftstellerisch tätig und verfasste vor allem Novellen. 1899 wurde sein erstes Theaterstück, „Talent“, im Theater in der Josefstadt erfolgreich aufgeführt.
Er gehörte dem Dichterkreis „Jung-Wien“ an und mit einigen dieses Kreises pflegte er später auch in Aussee und Altaussee Kontakte.1899 war Auernheimer zum ersten Mal in Aussee auf Urlaub, 1901 stieg er für einige Tage im „Hotel Erzherzog Johann“ ab. Sein Vetter, Theodor Herzl, gab vermutlich den Ausschlag, dass folgende Urlaube in Altaussee verbracht wurden, z.B. im „Parkhotel“ oder bei Familie Khälß in Fischerndorf Nr.34.
1906 heiratete er Irene Leopoldine Guttmann, die, wie seine Mutter, aus Ungarn stammte. Sie bekamen eine Tochter.
In diesem Jahr erhielt er auch eine Anstellung als Redakteur bei der „Neuen Freien Presse“ (bis 1933), wo er bald als Feuilletonist und Kritiker große Anerkennung erfuhr. Auch bei der „Basler National-Zeitung“ war er langjähriger Mitarbeiter – auch während seines Exils in USA.
Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges erlebte Raoul Auernheimer in Altaussee, in dem „malerischen Alpendorf“, wie er schrieb. Seine Soldatenzeit beschränkte sich auf ein Jahr in der wiener Rossauer Kaserne (1914/15) und es blieb ihm – nach seinen eigenen Worten – erspart, dabei zu sein, wie „das stolze Kaiserregiment, und mit ihm die Doppelmonarchie, in die österreichische Tragödie hinein marschierte, als ob es eine Wiener Operette wäre.“
Während der Sommerwochen gab es gesellige Zusammenkünfte, Spaziergänge und Wanderungen mit anderen in Altaussee urlaubenden Dichtern und Schriftstellern, wie z.B. Arthur Schnitzler, Richard Beer-Hofmann und Hugo v. Hofmannsthal. Auch die Musikwissenschaftler Viktor Zuckerkandl und Egon Wellesz, der auch Komponist und Dirigent war, zählten zu seinem Freundeskreis und regelmäßige Schachpartien führten ihn mit seinem Freund Jakob Wassermann zusammen. – Schon 1912 schreibt Wassermann in einem Brief über das Schachspiel mit Auernheimer.
1921 war in London der PEN-Club gegründet worden und 1923 bis 1927 war Auernheimer der 1. Präsident des Österreichischen PEN-Clubs, zwischen 1933 und 1935 hatte er die internistische Leitung inne. Während dieser Zeit unterzeichnete er in Ragusa/Dubrovnik eine Protestresolution gegen die NS-Literaturpolitik.
1937 verbrachte er zum letzten Mal Zeit in Altaussee und 1938 fand die Karriere Auernheimers als Schriftsteller und Autor zahlreicher Bühnenwerke (1924 erhielt er für das Lustspiel „Casanova in Wien“ den Volkstheater-Preis) ein abruptes Ende. Er wurde verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er fünf Monate verbringen musste. (Eine Dissertation von 2008 aus Trier befasst sich mit einem bisher unveröffentlichten (?) Bericht aus dem Nachlass Auernheimers über die Zeit im Konzentrationslager: „Erzählen heißt, der Klarheit verschworen sein. Die Zeit im Lager –Through Work to Freedom.“) Mit Hilfe von Freunden gelang ihm mit seiner Familie die Flucht nach Amerika.
In USA, zunächst in New York, war er in der österreichischen Exilbewegung aktiv und verfasste dort auch zwei seiner bekanntesten Werke: „Metternich, Staatsmann und Kavalier“ und „Franz Grillparzer. Der Dichter Österreichs.“ Beide Bücher erschienen in Österreich posthum, 1972, im Amalthea-Verlag.
Am 7. Jänner 1948 verstarb Raoul Auernheimer in Oakland, USA.
Aus seinen in Berkley (Michigan) verfassten Lebenserinnerungen, „Das Wirtshaus zur verlorenen Zeit. Erlebnisse und Bekenntnisse“, 1948 posthum erschienen, folgender Ausschnitt:
„Die wochenlangen Regenperioden, die den Ausseer Sommer fast wie den schottischen auszeichnen, wiesen uns allenthalben auf uns selbst zurück und steigerten die literarische Betriebsamkeit. Der Regen, der die Waldwege vermurte, segnete unsere Feder. Es lag nahe, in solchen Zeiten, die allsommerlich wiederkehrten, den schwarzen See mit einem riesigen Tintenfass zu vergleichen, in das die im Kreise herumsitzenden Dichter ihre Federkiele tauchten!“
Nach diesen Worten entstanden auch die Zeichnungen von Alex Storm (im Gang zum Literaturmuseum), und später das Wandbild Horst Jandls (im „Kuriositäten-Kabinett“ des Literaturmuseums), welche vier Schriftsteller – Hofmannsthal, Wassermann, Auernheimer und Schnitzler – in einer Plätte auf dem See zeigen. (Raoul Auernheimer hatte seinen Federkiel während 39 Sommer wohl ungezählte Male in dieses „Tintenfass“ getaucht!)