Im Gegensatz des mit der Familie von Binzer eng befreundeten Freiherrn von Zedlitz werden die Mitglieder der Familie Binzer in der Literaturgeschichte vor allem als „fördernd“ und nicht so sehr als „schöpferisch“ dargestellt.
August Daniel Freiherr von Binzer wurde am 30. Mai 1793 in Kiel geboren, das zum ständigen Wohnsitz der Familie des Generals von Binzer geworden war. Sein Vater war hoher Offizier in dänischen Diensten.
Daniel war unter sechs Kindern das jüngste und der einzige Sohn. Er studierte in Kiel und Jena und verdingte sich an verschiedenen Orten als Lehrer und als Redakteur. Die dichterische und musikalische Begabung August Daniel Binzers zeigte sich schon in den Jugendjahren.
Dazu kam, dass er mit einer außergewöhnlichen Stimme gesegnet war und deswegen wurde „der schöne Binzer“, wie er allgemein genannt wurde, gerne als Sänger eingeladen und gehört. (Seine Tochter Klara erbte seine Begabung und wurde wegen ihrer Sangeskunst später überall bewundert.) Daniel zeigte in erster Linie Vorliebe für Lyrik, und schrieb als Burschenschafter schon in der Studentenzeit mehrere Lieder, von denen zwei Allgemeingut unter den Burschen- und Studentenliedern wurden, nämlich „Frei ist der Bursch“ und „Wir hatten gebauet ein stattlich Haus“. Für das Trinklied von Theodor Körner, „ Kommt, Brüder, trinket froh mit mir!“, schrieb Binzer 1818 die Melodie. Mehrere Lieder seines Freundes Zedlitz wurden von Binzer vertont.
Im Jahre 1829 erschienen in Kiel 4 Bände „Benjamin Franklins Leben und Schriften“ (1706 – 1790), die Binzer in die deutsche Sprache übersetzte. 1836 erschienen in Leipzig 3 Bände „Erzählungen und Novellen“ – unter seinem Pseudonym A.T. Beer.
1822 war er einer Einladung der Herzogin von Sagan zu einer literarisch-musischen Veranstaltung in deren Schloss gefolgt. Dort lernte er die Ziehtochter der Herzogin, Emilie von Gerschau, kennen, die er noch im selben Jahr auf Schloss Sagan heiratete. Der Vater Emilies, Freiherr von Gerschau, war Mitglied des kurländischen Adels und später russischer Generalkonsul in Kopenhagen.
Die ersten Ehejahre waren noch von unruhiger Wanderschaft gekennzeichnet. Aufenthalte in Venedig und Köln währten nicht lange. In Leipzig wird August Daniel von Binzer Redakteur der „Zeitung für die elegante Welt“ und eben für diese Welt war sein Haus in Leipzig Mittelpunkt geworden. Unter den Gästen finden sich Namen wie Mendelssohn, Liszt und Auerbach. Nach einem kürzeren Aufenthalt in Augsburg übersiedelte die Familie 1845 nach Wien. Die fünf Kinder des Ehepaares wurden in den ersten sieben Ehejahren rasch hintereinander geboren.
Auch in Wien stand die Familie Binzer bald wieder im Mittelpunkt des künstlerischen und gesellschaftlichen Lebens. Durch die enge Freundschaft mit Freiherr von Zedlitz war sehr bald Kontakt zur führenden Gesellschaft der Kaiserstadt, die seit dem Wiener Kongress zu hohem Ansehen gelangt war, hergestellt.
Zedlitz und Binzer beschlossen, an einem österreichischen Alpensee gemeinsam ein Haus zu bauen und die Wahl fiel auf Altaussee. 1847 setzten sie dieses Vorhaben in die Tat um und der Bau des „Seehauses“ (später „Parkhotel“) wurde begonnen.
Die Unruhen des Revolutionsjahres 1848 veranlassten die Familie Binzer Wien zu verlassen und nach Linz zu übersiedeln, wohin kurz vorher schon der mit ihnen befreundete Adalbert Stifter sein Domizil verlegt hatte. Linz war das „Winterquartier“, den Sommer verbrachte die Familie Binzer in ihrem lieb gewordenen Altaussee. August Daniel war ein begeisterter Bergwanderer und in jungen Jahren auch Kletterer. Noch 1848 kaufte Binzer das an der Salzbergstraße liegende Haus Altaussee Nr. 37, das „Egglgut“. Wenige Jahre später, 1856, wurde dieses Haus verkauft und dafür das sogenannte „Schmiedgütl“, es gehörte dem Bergschmied Matthis Eißl, Fischerndorf Nr. 39, erworben. Die nahe Nachbarschaft zum Haus des Freundes Zedlitz mag wohl ausschlaggebend für diesen Wohnsitzwechsel gewesen sein. In unmittelbarer Nähe ließ Binzer für seinen Sohn Karl, der Maler war, ein Atelier erbauen.
Den Häusern Fischerndorf Nr. 39 und Nr. 59 gegenüber, am Weg zum See, steht heute noch ein efeuumrankter Gedenkstein für Sohn Karl, den ihm Freunde nach seinem Tod errichtet hatten.
Am 20. März 1868 verstarb August Daniel Binzer in Neiße/Schlesien.