Jakob Wassermann wurde am 10. März 1873 in Fürth bei Nürnberg als Sohn von Adolf und Henriette Wassermann, Kaufleute in Fürth, geboren. Als er neun Jahre alt war, starb seine Mutter. In einem frühen Text, „Schläfst du Mutter?“ verarbeitete Jakob Wassermann den frühen Tod seiner Mutter. Sein Vater und dessen zweite Frau waren sehr streng mit Jakob. Die Familie war arm und man übergab ihn der Aufsicht seines Onkels in Wien, wo er eine kaufmännische Lehre absolvieren sollte. Bald bricht er sie jedoch ab, versucht sich in München als Student, scheitert jedoch und meldet sich für ein Jahr zum Miltitärdienst. Es folgten entbehrungsreiche Jahre: „Von meinem zwanzigsten Jahr an war das Wandern ein Teil meiner Existenz und bis ins dreißigste waren Not, Asyllosigkeit und auch die innere Unrast der Antrieb dazu“, schrieb Jakob Wassermann.
Der Schriftsteller Ernst von Wolzogen, bei dem er als Schreiber arbeitete, erkannte Wassermanns literarisches Talent und förderte ihn. In verschiedenen Zeitschriften wurden Erzählungen und Gedichte von ihm veröffentlicht. 1896 entstand Jakob Wassermanns erstes Buch, „Melusine. Ein Liebesroman.“ Sein zweiter Roman, „Die Juden von Zirndorf“, folgte ein Jahr später. Er wurde Mitarbeiter des „Simplicissimus“ und lernte u.a. Thomas Mann und Rainer Maria Rilke kennen. Auf Wassermanns Betreiben hin wurde die Erzählung „Das Dorf im Gebirge“ (Altaussee war gemeint!) von Loris, ein Pseudonym Hugo von Hofmannsthals, im „Simplicissimus“ abgedruckt. Sie schilderte Landschaft, Menschen und Brauchtum in Obertressen, dem Ortsteil bei Aussee, der aber damals zu Grundlsee gehörte, wo Hofmannsthal jährlich seine Sommer verbrachte und wohin er Wassermann einlud. Der fuhr mit dem Fahrrad von München nach Aussee. So begann die Freundschaft zwischen beiden Dichtern und auch die Liebe zu dieser Landschaft, in der Folge besonders zu Altaussee.
Die „Frankfurter Zeitung“, für die Jakob Wassermann ebenfalls arbeitete, schickte ihn, den damals 25-jährigen, 1898 als Theaterkorrespondent in die Kunst- und Literaturmetropole Wien. 1900 erschien im S. Fischer Verlag „Die Geschichte der jungen Renate Fuchs“. Bald fand er Anschluss zu den Literaten der Wiener Moderne, „Jung-Wien“. Und mit Hofmannsthal, Beer-Hofmann, Auernheimer, Andrian und Schnitzler sollte er künftig auch im Ausseerland freundschaftliche Kontakte pflegen.
1901 heiratete er die exzentrische Julie Speyer, Tochter des Textilfabrikanten und Kaiserlichen Rates, Albert Speyer, dessen Familie ebenfalls gerne in Altaussee urlaubte. Nun begann ein Dasein im gesicherten Milieu des Wiener Bürgertums.
Die Sommer wurden häufig im Ausseerland verbracht, vorerst in Bad Aussee und in Grundlsee und ab 1903 wohnte die größer werdende Familie – bald hatten sie vier Kinder – in Altaussee, unter anderem in Lichtersberg Nr. 64, in Puchen Nr. 38, oder später in Fischerndorf Nr. 4,im „Gattererhaus“, und Nr. 76, in der „Filtsch-Villa“ (heute von Klaus Maria Brandauer bewohnt).
Wassermann verfasste Werk um Werk und er nahm bald einen festen Platz in der deutschen Literatur ein. Thomas Mann bezeichnete ihn als „Fabulierer von Geblüt und Instinkt – keiner unter uns ist es wie er.“ Romane wie „Der Moloch“ und „Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens“ oder der Novellenband „Die Schwestern“, wurden große Erfolge.
Einige Tage vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs beendete er den Roman „Das Gänsemännchen“, der eine besonders hohe Auflage erzielte und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde.
1915 lernte er bei den wiener Nachbarn, der Familie Wellesz, Marta Stross, geborene Karlweis, kennen. Familie Stross wie auch Familie Wellesz urlaubten in Altaussee. Egon Wellesz‘ Frau war Martas Schwägerin. Seit damals verbrachte Jakob Wassermann viel Zeit in Altaussee. Ab 1919 wohnten Jakob und Marta, die ebenfalls literarische Ambitionen hatte, als Paar fast ganzjährig in Altaussee. Marta war schon geschieden und sie hatte zwei Töchter. Bis 1923 wohnten sie abwechselnd in der „Filtsch-Villa“, im Winter und im „Gattererhaus“, im Sommer.
Während jener Jahre schrieb Wassermann die Aufsätze „Imaginäre Brücken“, „Christian Wahnschaffe“, die Lebensgeschichte eines Großbürgersohnes, er stellte den „Wendekreis“, eine Novellensammlung in zwei Bänden fertig und es folgte der autobiografische Essay „Mein Weg als Deutscher und Jude“ - die Reflexion über die jüdische und deutsche Identität war zentral für sein Selbstverständnis.
1922 erwarb Wassermann ein großes Grundstück mit Haus am Altausseer See, welches früher dem befreundeten Leopold von Andrian gehörte, der es inzwischen an Salomon Deveter verkauft hatte. Mit der großzügigen finanziellen Unterstützung eines befreundeten wiener Bankiers konnte das Haus in eine repräsentable Villa umgestaltet werden. Nun war Jakob Wassermann „Altausseer“ geworden. 1924 gebar Marta einen Sohn Carl Ulrich (später Charles Wassermann, Journalist und Autor in Kanada). Erst nach langem Prozessieren wurde die Ehe mit Julie geschieden. Noch bis zu seinem Lebensende war Jakob Wassermann finanziellen Forderungen ausgesetzt. 1926 heiratete er Marta. Viele gemeinsame Reisen – auch länger dauernde – führte das Paar in verschiedene Länder. Der kleine Sohn lebte während dieser Reisen häufig bei Verwandten in Wien.
In der Villa am See hatte alles seine unabänderliche Ordnung, die strikt eingehalten wurde. Die Manuskripte schrieb Wassermann stunden-, tagelang in seiner charakteristischen kleinen Handschrift. Es kann wohl von seiner bedeutendsten Schaffensperiode gesprochen werden. 1929 verstarb sein Freund Hugo von Hofmannsthal, dessen plötzlicher Tod ein schwerer Schlag für ihn gewesen war. Er bezeugte dies mit einem Nachruf. In dieser Zeit entstand auch die Romantrilogie „Der Fall Maurizius“ (1928), „das deutsche Geschwister zu einer Weltdichtung Dostojewskis“ wie Thomas Mann schrieb, „Etzel Andergast“ (1931) und „Joseph Kerkhovens dritte Existenz“, welche viel Autobiografisches enthält, auch der Einfluss der Psychoanalyse ist deutlich. (Dieser 3. Teil erschien nicht mehr beim S. Fischer-Verlag, sondern beim Exil-Verlag Querido, Amsterdam, posthum 1934).
Neben Thomas Mann und Hermann Hesse war Jakob Wassermann der erfolgreichste Autor des S. Fischer-Verlags gewesen – Millionen Exemplare wurden verkauft und in mehrere Sprachen übersetzt. Dennoch hatte Wassermann erhebliche finanzielle Sorgen. 1933 kam er dem Ausschluss aus dem Gremium der Preußischen Akademie der Künste, dem er seit 1926 angehört hatte, durch seinen Austritt zuvor. Gleichzeitig wurde sein Name auf die umfangreiche Liste der verbotenen Autoren gesetzt.
Diabetes, Herz- und Nierenprobleme belasteten über Jahre seine Gesundheit, welche auch Krankenhaus- und Sanatoriumsaufenthalte nötig machten. In der Neujahrsnacht 1934 verstarb Jakob Wassermann in Altaussee und wurde auch hier begraben. Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde der Weg zwischen dem „Gasthaus Schneiderwirt“ und dem Haus Hofwieser „Jakob-Wassermann-Weg“ benannt.
Wenn Altaussee eine „Heimat der Schriftsteller“ genannt wird, dann war es besonders auch Jakob Wassermann, der dem Ort das Recht auf dieses Prädikat verlieh.
Er, der ruhelos von Stadt zu Stadt, von Land zu Land gezogen war, hatte in Österreich, letztlich in Altaussee, seine Heimat gefunden. Er berichtete darüber in einer seiner Erzählungen:
„So fand ich den Ort, an dem ich mich niederließ, das Tal im steirischen Gebirge, und diese Landschaft wurde mir zum Freund, wie ein Mensch zum Freund wird, nach jahrelanger Erprobung ...“.
Im Gegensatz zu seinen vielen Schriftstellerkollegen, die nur ihre „Sommersitze“ im Ausseerland hatten und nach Wien oder andernorts zurückkehrten, wenn der Herbst ins Land zog, verbrachte er in späteren Jahren auch die Winter in Altaussee:
„...wir standen auf der Terrasse des hochgelegenen Hauses und wurden nicht satt, Herrlichkeiten anzustaunen. Im Spätherbst dann bedeckte die Wege schon im November meterhoch der Schnee. Eine Zeit verschwanden Berge und Seen hinter grauen Wänden. Der Himmel war eine niedrige, graue Decke, die sich in endlosen, stummen Flockenrieseln tagelang zerstäubte. Aber nicht die Landschaft allein hob sich täglich schöpfungsneu aus blendendem Reif, auch das Leben des Charles (seines Sohnes), von allem fremden Städterwesen befreit, trug bei zu unserem Glück!
Dass vor Weihnachten, des Winterwetters wegen, die Eisenbahn für zehn Tage ihren Betrieb einstellt, empfindet man nicht als Mangel, sondern als weitere Steigerungvollkommener Abgeschiedenheit!“
Wassermann notierte in seinem „Tagebuch aus dem Winkel“ (gemeint ist Altaussee; 1935 aus dem Nachlass veröffentlicht):
„Wir sind hier so fern von allem, als wären wir in Grönland. Ich entbehre nichts, nicht Menschen, nicht Dinge, nicht Spiel, nicht Gesellschaft!“
Auch seiner langjährigen früheren Vermieterin setzte er in der Erzählung „Die Romana“ ein Denkmal.
In vielen Werken spielen die Altausseer Landschaft und die markanten Charakteristiken ihrer Bewohner eine bedeutende Rolle.
Ein berühmter Ausspruch von Jakob Wassermann lautet: „Altaussee ist kein Dorf, sondern eine Krankheit, die man nie mehr los wird!“