Josef Christian
Freiherr von Zedlitz
1790 - 1862

Josef Christian Freiherr von Zedlitz

Freiherr von Zedlitz gehörte mit seiner patriotischen Lyrik, seinen Versepen und Dramen zu den erfolgreichen Dichtern seiner Zeit. Er wurde am 28. Februar 1790 in Johannesberg/Schlesien geboren; seinen Vater, des im Range eines Landeshauptmannesstehenden Freiherrn Karl von Zedlitz, hatte er nie kennengelernt, da dieser bereits 1791in Troppau gestorben war. Seine Mutter, eine geborene Gräfin von Schlegenberg, starb1812 eben dort.

Zedlitz besuchte das Gymnasium in Breslau und trat 1806 in ein österreichisches Husarenregiment ein. Als Ordonanzoffizier des Fürsten von Hohenzollern nahm er 1809 am Feldzug gegen Napoleon teil. 1811 heiratete er die begüterte Ernestine von Lipthai. Von da an verwaltete er die Familiengüter in Ungarn und widmete sich mehr und mehr seinen literarischen Neigungen. Er trat aus der Armee aus und übersiedelte von seiner Heimat Schlesien nach Wien. Dort wurde er von Staatskanzler Metternich auf einen hohen Posten ins Ministerium für Äußeres berufen, wo er als Minister-Resident mehrere deutsche Fürstentümer zu vertreten hatte.
Als Dichter machte er sich erstmals einen Namen, als am 14. Jänner 1823 im „k.u.k. Hoftheater nächst der Burg“ sein Trauerspiel „Zwei Nächte zu Valladolid“ aufgeführt wurde. Weitere Stücke sind „Der Stern von Sevilla“, „Der Königin Ehre“, „Herr und Sklave“, „Kerker und Krone“, „Turturell“ und „Cabinetsintrigen“, ein Lustspiel, das großes Interesse erweckte. Eines seiner bedeutendsten Werke wurden die „Todtenkränze“, eine kanzonenartige Dichtung in 134 Strophen (1828). Damit erwarb er im deutschen Sprachraum als Dichter einen beachtlichen Ruf. Auch Übersetzungen wie „Ritter Harolds Pilgerfahrt“ von Lord Byron stammen aus seiner Feder (1836).Gedichte, Balladen und Lieder füllen mehrere Bände. („Mariechen saß weinend im Garten“ wurde als sogenanntes Küchenlied sehr populär).

Nach dem Tod seiner Frau, die 1836 an Cholera verstarb, wurde er in den Staatsdienstberufen, wo er bis 1848 im Kriegsministerium und im diplomatischen Dienst tätig war. Als Korrespondent der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“ und Verfasser von Artikeln für Flugschriften schrieb er ganz im Sinne der Metternichschen Politik.
Im Jahr 1847 ließ Zedlitz in Altaussee eine Villa, das „Seehaus“, erbauen. Moritz von Schwind war oft Gast in diesem Haus, sein Bruder war zu dieser Zeit Bergbaudirektor in Altaussee. Große Bekanntheit erlangte Zedlitz mit seinem „Soldatenbüchlein“, das er dem österreichischen Heer in Italien widmete, als dieses 1848 unter Feldmarschall Radetzky siegreich war. Ein zweites Heft widmete er 1849 dem Heer in Ungarn. In beiden Werken werden die Leistungen der Truppe glorifiziert und Feldmarschall Radetzky dankte dem Dichter, indem er ihm einen prachtvollen Goldbecher mit der Inschrift: „Die dankbare Armee in Italien“ widmete; die Überreichung dieses Goldbechers an Zedlitz fand in seinem Haus in Altaussee statt. Im Herbst 1849 veröffentlichte Zedlitz von Altaussee aus seine Dichtungen „Ingvelde Schönwang“ und„Sven Felding“, die er unter dem Titel „Altnordische Bilder“ zusammenfasste.
Schon in Wien galt das Haus Zedlitz als kultureller Mittelpunkt. Grillparzer, Eichendorff, Stifter, Hammer-Purgstall sowie bildende Künstler und Musiker verkehrten dort. Mit der Familie von Binzer verband Zedlitz eine enge Freundschaft. Sie kamen in Wien überein, „an einem Alpensee“ ein Haus zu bauen; dem Rat Stifters war es zuzuschreiben, dass die Wahl auf Altaussee fiel.

Freiherr von Zedlitz erwarb von der Bergmeisterswitwe Elisabeth Pruckner, geb. Egger, ein Grundstück und am 15. September 1847 wurde Freiherr von Zedlitz als neuer Besitzer eingetragen. Noch im selben Jahr wurde mit dem Bau eines Hauses im Schweizer Stil begonnen, das die Nummer Fischerndorf 45 erhielt. Später entstand dazu ein Stallgebäude, Fischerndorf 47, das heute noch steht. Die Villa wurde „Seehaus“ genannt und vorerst auch von Familie Binzer bewohnt, bis diese in der Nachbarschaft zwei weitere Häuser kaufte. Bald zog Zedlitz seinen großen und wohlsituierten Bekanntenkreis nach, weshalb er mit gutem Grund als einer der Initiatoren des Fremdenverkehrs in Altaussee gilt.

Ab 1851 lebte Zedlitz überwiegend in Altaussee. Neben dem regen gesellschaftlichen Umgang, den er auch von hier aus pflegte, blieb er ein unermüdlicher Poet. So schrieb er in einem Brief an die befreundete Gräfin Anna Revertera am 16. März 1861, auf den Tag genau ein Jahr vor seinem Tod:

„.... wiewohl Schreiben mein tägliches Brot und die Feder schon völlig in meine Hand eingewachsen ist, wie die Ringe einwachsen, die man nie vom Finger bringt“.

1860/61 fing Zedlitz zu kränkeln an. Es begann mit einem Sturz über eine Stiege; zu den erlittenen Verletzungen gesellten sich noch „Rotlauf und allerlei Leiden“. Wegen der besseren Betreuungsmöglichkeiten übersiedelte Zedlitz schweren Herzens wieder nach Wien, wo sich sein Gesundheitszustand kaum besserte und eine akute Wassersucht hinzukam. Am Morgen des 16. März 1862 starb Josef Christian Freiherr von Zedlitz. „Die schönen Berge“ waren angeblich die letzten Worte des Sterbenden.

Sein Haus in Altaussee überdauerte ihn ein ganzes Jahrhundert. Kurz vor seinem Tod, im Winter 1861/62, verkaufte er es an den regierenden Fürsten Adolf Herzog von Nassau. 1873 wurde dessen Sohn gleichen Namens neuer Eigentümer der Villa, dieser wiederum verkaufte sie 1893 an einen Verwandten, Adolf Großherzog von Luxemburg. Durch Erbschaft ging der Besitz im Februar 1907 an dessen Sohn, Wilhelm Großherzog von Luxemburg, über. Von diesem kaufte Monate später der Altausseer Hotelier Michael Frischmuth die Villa und aus dem „Seehaus“ wurde das „Parkhotel“. Einer seiner Söhne, Anton Frischmuth, verheiratet mit der Bad Ausseerin Maria Schmidt, übernahm 1936 das Parkhotel von seinem Vater. Er fiel jedoch im zweiten Weltkrieg, und so wurde der gesamte Besitz 1959 an den Engländer Denis James Alexander (6th Earl of Caledon), verkauft, der 1960 begann das Parkhotel abtragen zu lassen, genau 100 Jahre nach dem Tod seines Erbauers.

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